Jean Seberg – der Star der Nouvelle Vague, der vom FBI zerstört wurde

Am 29. August 1979 wird sie in Paris das letzte Mal lebend gesehen. Nachdem sie zehn Tage als vermisst gilt, findet man ihre verweste Leiche. Jean Seberg, †40, liegt tot auf der Rückbank ihres Wagens, unbekleidet und eingewickelt in eine Decke. In ihrer Hand liegt eine Abschiedsnotiz, in ihrem Blut findet sich jede Menge Alkohol. Man schließt auf einen Suizid. Doch die US-amerikanische Schauspielerin fühlte sich zuletzt bedroht und verfolgt. Sie war ins Visier des FBI geraten. 

Jean Seberg wird zur Ikone der Nouvelle Vague

Dabei begann alles wie ein Märchen: Jean Seberg wird am 13. November in Marshalltown im US-Bundesstaat Iowa geboren, wo sie darstellende Kunst studiert. Der Regisseur Otto Preminger, †80, wählt sie 1957 unter 18.000 Bewerberinnen für die Hauptrolle in dem Film "Die heilige Johanna" aus. Ein Jahr später spielt sie in "Bonjour Tristesse" mit. Doch Seberg, inzwischen mit dem Franzosen François Moreuil, †83, verheiratet, kehrt Hollywood den Rücken und geht nach Paris. Mit dem Regisseur Jean-Luc Godard, †91, dreht sie 1960 "Außer Atem". Der Film macht sie zur Kultfigur der 60er-Jahre und zum Gesicht der Nouvelle Vague, einer Stilrichtung des französischen Kinos.

Sie unterstützt die Black-Panther-Bewegung

Doch Seberg, seit 1962 mit dem berühmten französischen Schriftsteller Romain Gary, †66, verheiratet, mit dem sie einen Sohn hat, ist nicht nur Schauspielerin, sondern auch Aktivistin. Sie unterstützt die Bürgerrechtsbewegung Black Panther Party (BPP), sie sich 1966 im kalifornischen Oakland gründete. Schon als kleines Mädchen hatte sie sich für benachteiligte Menschen eingesetzt, trat im Alter von 14 Jahren in den Iowa-Ableger der National Association for the Advancement of Colored People (NAACP) ein, eine der ältesten Organisationen der Schwarzen Bürgerrechtsbewegung.

Ihr Baby stirbt zwei Tage nach der Geburt

Auf einem Flug nach Los Angeles lernt sie Anfang der 70er-Jahre den afroamerikanischen Aktivisten Hakim Jamal, †42, kennen, einen Cousin des 1965 erschossenen Bürgerrechtlers Malcolm X, †39. Fortan unterstützt sie ihn und die Black-Panther-Bewegung. Auch eine Romanze zwischen den beiden soll sich entsponnen haben. Seberg gerät ins Visier des FBI. J. Edgar Hoover, †77, dem damaligen Direktor der Behörde, ist das politische Engagement der Schauspielerin ein Dorn im Auge, die BPP erklärt er zur "größten Gefahr für die innere Sicherheit der USA".

Als Seberg schwanger wird, startet das FBI eine schmutzige Hetzkampagne: Es hört die Schauspielerin ab und streut das Gerücht, das Baby sei von einem Black-Panther-Aktivisten. Boulevardmedien greifen es auf und verbreiten es. Die sensible Schauspielerin soll das stark getroffen haben. Ihr Mädchen wird viel zu früh geboren und stirbt nur zwei Tage später. Bei der Beerdigung soll es in einem gläsernen Sarg gelegen haben, damit jeder sehe, dass es eine helle Hautfarbe habe.




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Das FBI zerstörte ihr Leben

Das FBI hat sein Ziel erreicht: Seberg, die seit 1972 zum dritten Mal verheiratet ist – diesmal mit dem Regisseur Dennis Berry, †76, stellt keine "Gefahr" mehr dar. Sie flüchtet sich in Drogen, muss regelmäßig in die Klinik. Bis zu ihrem eigenen Tod soll sie jedes Jahr versucht haben, sich am Sterbetag ihrer Tochter das Leben zu nehmen. Auch ihr mysteriöses Ableben gibt Rätsel auf, ist Anlass für Verschwörungstheorien. War das FBI darin verwickelt? Ihr Ex-Mann Gary gibt der Behörde zumindest die Schuld daran, dass sie krank wurde. "Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, dass sie davor nie einen einzigen Zusammenbruch erlitten hat. Sie hat auch nicht getrunken. Sie war neurotisch. Aber danach wurde sie paranoid", so der Schriftsteller. Das FBI habe ihr Leben zerstört.

Verwendete Quellen: latimes.com, nytimes.com, washingtonpost.com, dailymail.co.uk

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