Bernard Arnault + François-Henri Pinault: Duell der Mode-Milliardäre
Beim Morgenkaffee lässt sich der reichste Mann der Welt jeden Tag von seinen Top-Managern auf den neusten Stand bringen. Was sie Bernard Arnault, 74, Chef des Luxuskonzerns LVMH und rund 200 Milliarden schwer, Ende Juli vortrugen, wird ihm ein wenig die Laune verdorben haben. Konkurrenzkonzern Kerin – der zum Besitz der Pinault-Familie gehört – erwarb für 1,7 Milliarden Euro 30 Prozent des römischen Modehaus Valentino.
Bernard Arnault liebt es, zu gewinnen
Die nächste Runde der beiden Rivalen ist somit eröffnet. Arnault sagt über sich selbst: "Ich liebe es, zu gewinnen. Ich liebe es, die Nummer eins zu sein." Zwar besteht aktuell noch keine Gefahr, dass Pinaults Kering-Konzern (mit Marken wie Gucci, Bottega Veneta, Saint Laurent) Arnault (u. a. Louis Vuitton, Dior und Ruinart-Champagner) diesen Platz streitig macht – doch es geht um mehr als Geld. Um Einfluss, Präsenz – und Eitelkeit. Auch aus diesem Grund verkündete Arnault wenige Tage später, sein Imperium werde Sponsor der Olympischen Spiele 2024 in Paris.
François-Henri Pinault lässt sich nicht in die Karten gucken
Arnault weiß aus langjähriger Erfahrung, dass er immer mit Überraschungen von François-Henri Pinault, 61, rechnen muss. Rückblick: Mitte der 1990er kümmert sich US-Modedesigner Tom Ford um die eingestaubte Marke Gucci und macht sie zu einem weltweit gehypten Label. Das ruft Bernard Arnault auf den Plan. 1999 sichert er sich heimlich ein gutes Drittel der Aktien des italienischen Modehauses. Es gibt damals scheinbar keine Alternative zu Arnault und seinem Konzern LVMH. Doch er liegt falsch mit seinen Überlegungen. François-Henri Pinault betritt die Bühne. Er ist zu dem Zeitpunkt unter anderem Eigentümer der französischen Buch- und Musikhandelskette Fnac. Im Luxussegment hat er keinerlei Erfahrung. Doch Gucci reserviert ihm eine Kapitalerhöhung, die ihm auf einen Schlag 42 Prozent der Anteile bringt und Arnault auf 21 Prozent drückt. Arnault schäumt. Klagt. Lanciert ein Übernahmeangebot. Erfolglos – die Pinault-Gruppe PPR und LVMH führen vor Gericht eine zweijährige Übernahmeschlacht um Gucci. Ende 2001 kauft PPR die LVMH-Anteile an Gucci auf und hält damit mehr als 53 Prozent der Anteile an dem italienischen Luxusgüterunternehmen. Pinault hat gewonnen.
Einer übertrumpft den anderen
Seitdem gönnen sich beide nichts, wollen sich jederzeit übertrumpfen. Und zwar nicht nur im Fashion-Business. Beide besitzen Weingüter, fördern die Kunst, suchen die Nähe zu Hollywood-Stars. Nach dem Brand der Pariser Kathedrale Notre-Dame 2019 kündigte Pinault an, über die Familien-Holding 100 Millionen Euro für den Wiederaufbau bereitzustellen. Einen Tag später zogen die Arnaults nach – mit 200 Millionen Euro.
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