Oscar-Vorboten, ein "Meisterwerk" und Gegenwind beim Filmfest Venedig
Die Internationalen Filmfestspiele von Venedig laufen noch bis zum 9. September. Erste Oscar-Mutmaßungen und klare Favoriten wurden bereits deutlich. Hollywood-Star Emma Stone sorgte trotz Abwesenheit für Furore.
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Trotz des streikbedingten Mangels an Stars gibt es auch dieses Jahr viel Gesprächsstoff beim Filmfest Venedig.
Und: Auch der deutsche Film des Wettbewerbs kommt gut an – anders als das neue Werk von Roman Polanski, das von den Kritikern überraschend einhellig zerrissen wurde.
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Wer einen Oscar gewinnen könnte
Viele der Filme, die in Venedig laufen, haben später gute Chancen, für einen Oscar nominiert zu werden. 23 Werke sind dieses Jahr im Wettbewerb zu sehen. Besonders einer hat bisher die Kritikerinnen und Kritiker begeistert: „Poor Things“. Lanthimos erzählt darin eine moderne Variante der Frankenstein-Geschichte. Emma Stone spielt eine Frau, der ein skurriler Professor (
Lange applaudiert wurde auch bei der Premiere von
„Es ist ein Krieg“: Die Auswirkungen des Streiks
Wegen des Streiks kamen weder Stone noch Cooper oder Mulligan nach Venedig, wo sich normalerweise viele Hollywood-Stars tummeln. Auch Schauspieler wie Michael Fassbender, Benedict Cumberbatch, Tilda Swinton oder Willem Dafoe blieben den Premieren ihrer Filme fern. Einige Produktionsfirmen hatten Ausnahmegenehmigungen mit der US-Schauspielgewerkschaft verhandelt, um Promo machen zu können, weswegen Filmfans etwa Adam Driver und
Die gewerkschaftlich organisierten Drehbuchautoren streiken in den USA seit Anfang Mai. Seit Mitte Juli haben zudem Zehntausende Mitglieder der Schauspielgewerkschaft SAG-AFTRA die Arbeit niedergelegt. Sie fordern eine bessere Vergütung und Regeln im Umgang mit der künstlichen Intelligenz.
Beim Interview mit Mikkelsen untersagte die PR-Agentur Fragen zum Streik. Andere waren redseliger. Adam Driver und Regisseur Michael Mann – gemeinsam für ihren Film „Ferrari“ beim Festival – betonten ihre Unterstützung mit den Streikenden.
Und Regisseur Martin McDonagh – dieses Jahr Teil der Jury – sagte der dpa: „Ich unterstütze die Autoren und die Schauspieler voll und ganz. Ich habe das Gefühl, dass Leute mit Geld, denen Filme egal sind, versuchen, den Menschen, die sie machen, zu schaden.“ Es sei „ein bisschen traurig“, dass dieses Jahr so wenige Schauspielerinnen und Schauspieler in Venedig sind. „Aber es ist auch ein Festival über große Filme, und die Filme sind immer noch hier.“
„Ein humanitäres Meisterwerk“: Agnieszka Hollands „Zielona granica“
Einer dieser großen Filme stammt von der polnischen Regisseurin Agnieszka Holland. Sie zeigte „Zielona granica“ über Flüchtlinge an der polnisch-belarussischen Grenze. „Ein humanitäres Meisterwerk“, urteilte das Branchenmagazin „Deadline“. Der Film dürfte neben „Poor Things“ ebenfalls gute Chancen auf den Hauptpreis des Festivals haben. Das Publikum folgt in dem in Schwarz-Weiß gehaltenen Drama dem Schicksal einer Familie aus Syrien, die über Belarus in die EU flüchten will. Ihre Erlebnisse werden mit den Geschichten eines jungen polnischen Grenzkontrolleurs und einer Gruppe polnischer Aktivisten verknüpft. Im Film gehen die Grenzkontrolleure brutal vor. Holland macht die katastrophale Situation in Bildern greifbar, die lange nachhallen.
Reaktionen auf den deutschen Film „Die Theorie von allem“
Auch der Wettbewerbsfilm „Die Theorie von allem“ des deutschen Regisseurs Timm Kröger blieb im Gedächtnis. Viele lobten den ebenfalls in Schwarz-Weiß gehaltenen Thriller, der in den 1960er Jahren in einem Hotel in den Schweizer Alpen spielt, für seine besondere Bildgestaltung. Kröger orientiert sich am Film Noir, spielt mit Licht und Schatten und dramatischen Bildausschnitten. Er verwebt Verweise an Filmemacher wie Alfred Hitchcock und literarische Anspielungen in seinen Film. Warum das in Venedig gut ankam? Kröger sagte dazu der dpa: „Wir scheinen irgendwie zufällig in so eine kulturelle Nische zu treten.“ „Die Theorie von allem“ sei ein Film, „der zwischen Kunst und Unterhaltung changiert und in dieser Kino-Erinnerungsbrühe rührt“. Festivaldirektor Alberto Barbera habe es als „neue deutsche Mythologie“ beschrieben.
„Nichts an diesem Film ist lustig“: Roman Polanski bekommt Gegenwind
Schnell vergessen wollten hingegen viele Leute den neuesten Film von Roman Polanski, in dem der deutsche Schauspieler Oliver Masucci die Hauptrolle spielt. Die Satire „The Palace“ spielt am Abend der Silvesternacht zum Jahr 2000 in einem Schweizer Nobelhotel.
Verschiedene privilegierte Gruppen treffen aufeinander. Dann passieren Szenen wie diese: Ein greiser Millionär (John Cleese) stirbt beim Sex mit seiner mehrere Jahrzehnte jüngeren Frau, die sich aber wegen eines Krampfs nicht mehr von der Leiche lösen kann. Eine reiche Dame (Fanny Ardant) füttert ihrem Hündchen Kaviar. Das Tier bekommt Durchfall, und weil kein anderer Arzt im Haus ist, muss ein Schönheitschirurg den Kot untersuchen.
„Nichts an diesem Film ist lustig“, urteilte zum Beispiel das Branchenmagazin „The Variety“. Der britische „Guardian“ bezeichnete ihn als „entsetzlich“, und auch das Portal „Deadline“ schrieb: „Nichts davon ist ansatzweise witzig. Wirklich, ernsthaft, absolut nichts.“ Dieses Ausmaß an negativer Kritik dürfte bis zum Ende der Filmfestspiele am 9. September schwer zu übertreffen sein. (Lisa Forster/dpa/vit)
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