Wiener Rockband Culk besingen "Generation Maximum"

Die Herausforderungen für die heutige Jugend untermauert die Wiener Rockband Culk mit ihrem dritten Album „Generation Maximum“.

In einer Zeit der multiplen Krisen und durch Social Media befeuerten Orientierungslosigkeit werden die Ansprüche an Jugendliche nicht kleiner, sondern immer größer. Das untermauert auch „Generation Maximum“, das dritte Album der Wiener Rockband Culk, das am Freitag erscheint. Für Sängerin Sophie Löw geht es darin um Strategien, „wie man mit diesen ganzen Problemen, die über einem schweben, klar kommt“.

Wiener Rockband Culk besingen „Generation Maximum“ und Herausforderungen der heutigen Jugend

Kriege in der Ukraine und Nahost, Coronapandemie, Klimakrise: An Brandherden und Gründen zur Sorge besteht wahrlich kein Mangel. „Ich kämpfe selber damit, dass ich irgendwie positiv bleibe. Das habe ich auch ganz stark in meinem Umfeld gesehen“, erklärt Löw im APA-Gespräch den roten Faden für die zehn neuen Stücke. „Dieses Ohnmachtsgefühl, was mit unserer Welt passiert, ist so omnipräsent – vor allem für junge Menschen. Man hat das Gefühl, dass einfach nicht genug getan wird und dass es auch schon zu spät ist für manches.“

„Wer sich heute nicht neu erfindet, wird bald verschwinden“

So singt sie im Titelsong etwa „Wer sich heute nicht neu erfindet, wird bald verschwinden“, während dazu mittels Gitarre, Bass und Schlagzeug ein unheilvoll anmutender, metallischer Sound erklingt. Wenig später wird Löw dann noch direkter: „Ihr sucht in uns die Revolution, bürgt uns auf, was ihr nicht leisten wollt.“ Es wird viel erwartet von jungen Menschen – und trotzdem wird oft Kritik laut, wenn sie sich tatsächlich mit Nachdruck für etwas einsetzen, wie sich besonders bei Klimaaktivisten zeigt. Dass die Politik in diesem Bereich nicht stärker aktiv wird, macht die Musikerin auch wütend. „So wütend, dass es teilweise in Resignation mündet, weil es so schlimm ist und so wenig passiert.“

Löw: Letztlich müsse man einfach auch „weiter funktionieren“

Für Löw spielen dabei viele Faktoren eine Rolle. „Es ist ja kein Zufall, dass einerseits so viel da wäre, über das man als Gesellschaft dringend nachdenken müsste, gleichzeitig wird aber jeder Mensch so zugemüllt mit Informationen, weshalb sich starke Ungleichgewichte etablieren.“ Letztlich müsse man einfach auch „weiter funktionieren“, wirft Gitarrist Johannes Blindhofer ein. „Auf der einen Seite heißt es, die Jugend engagiert sich nicht und geht nicht mehr hackeln, andererseits engagiert sie sich zu viel. Die Ansprüche sind einfach skurril und auch widersprüchlich. Das ist ein System, das an sich scheitert momentan – und man sieht das.“

Culk verpackt diese Themen in dichte Songs

Culk verpacken solche Aspekte in atmosphärisch dichte Songs, die nicht zuletzt von der Spannung zwischen fragilen und zurückgenommenen Momenten sowie raumgreifenden Arrangements leben – man höre etwa das dichte „Die Glut vor uns“. Die Single „Flutlicht“ gehört wiederum zum Ruhigsten, was die Gruppe bisher eingespielt hat: eine melancholische Alternative-Großtat, bei der man trotz aller dunklen Schönheit nicht verzweifelt. Ganz generell gilt für „Generation Maximum“, dass Culk durchaus helle Momente in ihrem Proberaum gefunden haben, wo Löw und Blindhofer gemeinsam mit Drummer Christoph Kuhn sowie Bassist Jakob Herber alle Stücke entwickelt haben.

Herber übernimmt die Bassagenden von Benjamin Steiger

Herber hat die Bassagenden von Benjamin Steiger übernommen, ist aber ein alter Bekannter, hat er doch bereits das 2019 erschienene Debüt sowie Löws als Sophia Blenda veröffentlichte Soloplatte „Die neue Heiterkeit“ (2022) produziert. „Es war schon ein großer Faktor, dass Benni nicht mehr Teil der Band war“, rekapituliert Löw. „Dadurch, dass wir alle so eng befreundet sind, war es ein Prozess, dass wir uns neu finden im Proberaum, weil wir so ein eingespieltes Team waren beim Schreiben. Man möchte gar nicht glauben, dass es so einen großen Unterschied macht, wenn man sich in ein neues Gefüge einstimmt.“

Blindenhofer: „Es hat einfach gedauert“

„Es hat einfach gedauert“, stimmt Blindhofer zu. „Leere Meter wäre jetzt zu viel gesagt, aber wir sind viel zusammengesessen und haben probiert, wobei teils nichts rausgekommen ist. Irgendwann haben wir das dann einfach akzeptiert – und das war dann auch der Punkt, als wir schon wieder voll drin waren. Das passierte quasi gleichzeitig.“ Der Schreibprozess selbst habe sich jedenfalls nicht verändert und sei nach wie vor sehr „old school“, wie beide bekräftigen. „Wir sind zu viert im Raum und schreiben dort, es wird nicht dazwischen was am Computer produziert“, so Löw. „Deshalb entsteht es sehr organisch und intuitiv.“

Culk scheint mit „Generation Maximum“ einen Nerv getroffen zu haben

Bleibt die Frage, ob die Band nach den beiden sehr positiv rezipierten Vorgängern Druck verspürt? „Es ist in unserer Gesellschaft schwierig und vielleicht auch gar nicht notwendig, sich davon zu entkoppeln“, meint Blindhofer. „Es ist okay, wenn man sich Gedanken macht. Wahrscheinlich war das bei uns diesmal auch mehr. Auch wenn es uns erst seit fünf Jahren gibt, schaut man doch links, rechts, nach hinten und nach vorne. Erfolg ist für uns da, wenn wir merken, dass etwas zurückkommt. Das ist wirklich das Zünglein an der Waage: Was ist da, was löse ich aus?“ Mit „Generation Maximum“ scheinen Culk jedenfalls wieder einen Nerv getroffen zu haben.

(Das Gespräch führte Christoph Griessner/APA)

Culk live: 9. Dezember STWST Linz, 14. Dezember Arena Wien, 15. Dezember Arge Salzburg, 16. Dezember Kammerlichtspiele Klagenfurt

(APA/Red)

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