Ivy Quainoo im GALA-Interview: "Diese Branche ist ein Haifischbecken"
Im Gespräch mit GALA gibt Ivy einen Einblick in die Welt der Schauspielerei und erzählt von den Herausforderungen, die damit verbunden sind. Sie reflektiert über das wichtige Thema Diversität in der Unterhaltungsbranche und betont, wie wichtig es ist, offen und ehrlich miteinander umzugehen.
Ivy Quainoo im Interview
Gala: Was waren für Sie bisher die größten Herausforderungen?
Ivy Quainoo: Auf jeden Fall in New York zu leben. Ich habe meine Ausbildung abgeschlossen und dort ein paar Schauspieljobs gemacht, aber die Bezahlung ist leider einfach nicht gut. Dagegen wird ja unter anderem momentan auch protestiert. New York ist eine teure Stadt, deshalb musste ich die Entscheidung treffen, wieder zurückzukommen.
Kurz nachdem ich ein normales Studium begann, wurde mir eine Rolle in "Harry Potter und das verschwundene Kind angeboten"und direkt im Anschluss die Hauptrolle in "Hamilton". Jetzt bin ich noch zwei Monate in Hamburg und dann muss man sehen, wie es weitergeht. Ich fühle mich vor der Kamera sehr wohl. Aber diese Branche ist ein Haifischbecken. Die Menge der Rollen ist so viel kleiner als die Menge der Schauspieler:innen, die es gibt.
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Sie haben jetzt in der Serie "Sam – ein Sachse" mitgespielt, einer Serie über den ersten Schwarzen Polizisten in Ostdeutschland. Wie sehen Sie die Entwicklung von Diversität in der Musik- und Filmbranche? Welchen Einfluss hat vielleicht auch hier die "Black Lives Matter"-Bewegung?
Ich glaube, es hat sich schon einiges verändert. Also, es ist schwer zu einzuschätzen, ob das auch so bleibt, das kann natürlich auch ganz schnell wieder anders sein. Auf der anderen Seite glaube ich, dass ohne den Sommer 2020 die Serie "Sam – ein Sachse" überhaupt nicht produziert worden wäre.
„Das ist eine systemische Sache“
Was muss sich Ihrer Meinung nach ändern, damit sich das Bewusstsein ändert? Rassismus sollte kein Thema mehr sein.
Ich glaube, das ist etwas, was die Medien alleine nicht ändern können. Das ist eine systemische Sache. Das ist so viel größer als die einzelnen Branchen, die wir in der Welt haben, und da müsste sich jeder Einzelne aktiv mit auseinandersetzen und die Rolle überdenken, die er dabei spielt. Ich glaube, das wird Zeit brauchen, dass sich da mehr bewegt. Das heißt nicht, dass sich bisher gar nicht verändert hat, aber ich persönlich fände es nicht schlecht, wenn man diese Bewegung beschleunigen würde.
Machtmissbrauch in der Schauspielbranche: „Eine Hand wäscht die andere“
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Bleiben wir bei einem politischen Thema. Sie haben sich ja auch in der Vergangenheit zum Thema Machtmissbrauch geäußert. Wie ist da Ihre Wahrnehmung, vor allem im Film- und Musikbereich? Sind Sie selbst schon damit konfrontiert worden?
Ja schon, und ich glaube, das Schwierige ist, dass die Leute, die Machtmissbrauch ausüben, das gibt es ja auf vielen Ebenden und nicht nur auf der sexuellen, manchmal gar nicht wirklich merken, was Sie da tun. Teilweise ist die Wahrnehmung so: Eine Hand wäscht die andere. Ich tue was für dich und jetzt musst du auch was für mich tun. Nur ist es vorher eben nicht klar, das das was der andere für Dich tut an Bedingungen geknüpft ist. Das ist ein Problem. Man muss sich immer mit den Leuten, die einem den Job geben, gut stellen. Und klar, da muss eine respektvolle Ebene sein, aber das heißt nicht, dass die Person über mich bestimmen darf. Ich glaube, das ist noch nicht so ganz angekommen. Wie gesagt, es muss nicht immer auf dieser sexuellen Ebene sein. Aber wenn diese Ebene dazu kommt, dann gibt es eigentlich nichts mehr zu diskutieren.
Haben Sie eine Botschaft, die Sie anderen Frauen mitgeben möchtest?
Ich glaube, dass man miteinander reden muss. Man denkt immer gleich, dass man alleine in der Situation ist. Ich glaube, sobald man miteinander redet, geht vieles leichter. Allein schon, dass man ein bisschen Offenheit untereinander schafft. Dadurch bekommt man auch mehr Selbstvertrauen. Das braucht natürlich eine Vertrauensbasis, wo alle an einem Strang ziehen müssen. Keiner will sich jemandem anvertrauen und dann damit konfrontiert werden, dass alles direkt weitergegeben wird.
Wer ist das bei Ihnen? Mit wem tauschen Sie sich aus?
Mit anderen Kolleginnen und Kollegen. Ich meine, wenn ich mich mit meiner Schwester austausche, das ist was anderes, weil sie nicht in der Branche ist. Aber ich würde schon sagen, dass man sich mit Freunden und Kollegen, die dieses Umfeld verstehen auch austauschen sollte. Nur wenn wir Dinge auch benennen und öffentlich machen, kann sich was verändern
Sie haben gerade gesagt, das Musical geht jetzt noch 2 Monate. Was kommt danach?
Im Winter hat der Film "Girl you know it’s true" von Simon Verhoeven Weltpremiere, wo ich mitgespielt habe und drehe im Oktober auch nur für einen weiteren Film. Dann bin auf US Promo Tour mit "SAM" und danach werde ich mich wieder in Castings stürzen und freue mich auf neue Herausforderungen (lacht)
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