"Radio-Oscars" in Hamburg verliehen

Hamburg – Einmal im Jahr stehen die deutschen Radiomacher nicht hinter dem Mikro, sondern im Hamburger Rampenlicht. Am Donnerstagabend durften dort die Besten von ihnen den „Radio-Oscar“ in den Händen halten. In einer mehrstündigen Gala wurde der Deutsche Radiopreis in zehn Kategorien im Musicaltheater Neue Flora verliehen.

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Mit der Veranstaltung sollten wieder die Menschen sichtbar werden, die ansonsten keiner sehe, sagte Radiomoderator Thorsten Schorn zu Beginn der 14. Ausgabe. „Schon nominiert zu sein, ist der Verdienst für Talent, für Fleiß und für ein gutes Gespür für alles, was Menschen interessiert.“ Der Deutsche Radiopreis gilt als der wichtigste Preis der Branche. Er wurde live im Internet und von mehr als 60 Radiosendern – privat und öffentlich-rechtlich – übertragen.

„Teurer Wohnen“ ist beste Reportage

Durch den Abend führte erstmals Katrin Bauerfeind (41). Sie hatte nach zwölf Jahren Barbara Schöneberger als Moderatorin abgelöst. Dabei raste sie teilweise ziemlich durch die Moderationen und so mancher Witz wirkte ein bisschen gewollt. Die wohl meisten Lacher kassierte Laudatorin und Journalistin Anja Reschke, die bei ihrer Ansprache charmant und witzig auf ihr kaputtes Mikrofon reagierte. Neu war auch eine Bar auf der Bühne, an der die Nominierten der jeweiligen Kategorie vor der Verkündung des Gewinners bei einem Drink saßen.

Als beste Morgensendung war gleich zu Beginn die Sendung „Unser Team für Berlin mit Simone Panteleit“ vom Berliner Rundfunk 91.4 ausgezeichnet worden – und zwar schon zum zweiten Mal nach 2018. Den Preis für die beste Reportage konnten Steen Lorenzen und Stephan Ziegert von „radioeins“ vom RBB und „Detektor.fm“ für ihren siebenteiligen Radiopodcast „Teurer Wohnen“ mit nach Hause nehmen. Die Reportage sei „schlau, verständlich und packend gebaut“ und brilliere zudem mit einer tiefen Rechercheleistung über Ländergrenzen hinweg, so die Begründung.

Eine Trophäe für die beste Programmaktion ging an Tobias Fenneker und Sinah Jakobsmeyer vom Radio Hochstift für die Aktion „Wir haben Depressionen“. „Es gibt wohl kaum ein Thema, das so verbreitet ist und zugleich so heikel. Auf anschauliche, lebensnahe und feinfühlige Weise hat ein kleiner Lokalsender das Schweigen gebrochen“, las Bahnrad-Weltmeisterin Kristina Vogel die Begründung der Grimme-Jury vor.

„N-Joy Reeperbus“ ist bestes Musikformat

In der Kategorie bestes Informationsformat räumten Eva Deinert und Yvonne Maier (Bayern 2) mit dem vierteiligen Podcast „radioWissen – Die Olympia-Protokolle“ ab. Als bestes Musikformat – eine erstmals vergebene Kategorie – wurde der „N-Joy Reeperbus“ von Alex Franz und Frank Probst (NDR) ausgezeichnet. In der Kategorie bestes Entertainment überzeugte Tobias Brodowy von WDR 5 mit der Radio-Comedy „Grüße aus der Zukunft“. Den Titel beste Newcomerin konnte Isabelle Ihden vom Privatsender Radio Teddy mit nach Hause nehmen.

Die beste Sendung kommt von Radio Bremen – konkret von Jochen Burchard und Larissa Sobral, die mit ihrer vierstündigen Sendung „Bremen Next am Nachmittag – Live aus der JVA Oslebshausen“ überzeugten. Das beste Interview hat der Jury zufolge Sabrina Gander von Donau 3 FM geführt mit ihrem Sonntagstalk „Sabrina trifft … Bestatter Daniel Streidt“. Und zu guter Letzt wurde in der Kategorie bester Moderator/beste Moderatorin Maurice Moore von BigFM ausgezeichnet.

100. Jahr des Radios

Auf der Bühne standen aber nicht nur die Radiomacher sowie ihre Laudatoren, auch musikalische Größen gaben sich die Ehre: So hatte US-Musiker Ray Dalton („Do it again“) die Show mit einem Medley eröffnet. Wenig später performte DJ und Grammy-Gewinner Purple Disco Machine zwei Songs, darunter eine Weltpremiere mit dem Lied „Something On My Mind“. Ihm folgten Kamrad, Jax Jones & Calum Scott sowie zum Abschluss Freya Ridings.

Zu den Laudatoren des Abends gehörten unter anderem Aminata Belli, Krimi-Autor Sebastian Fitzek, Radio- und ESC-Legende Peter Urban, die Komiker Oliver Kalkofe und Michael Kessler sowie Bundespräsidentengattin und Richterin Elke Büdenbender.

Im 100. Jahr des Radios hat der Deutsche Radiopreis mal wieder gezeigt, wie vielseitig das Radio mittlerweile hierzulande ist. Der Musiker Kamrad fasste das kompakt zusammen: „Radio hat schon eine krasse Power“, so der 26-Jährige. Auch dank des Radios sei er mittlerweile so erfolgreich. „Radio bringt uns zum Lachen. Radio begleitet uns durch den Alltag und dabei hat es die Fähigkeit, ernstere Themen so rüberzubringen, wie das ganz viele andere Medien gar nicht mehr schaffen.“ © dpa

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