Die Moderatorin Andrea Kiewel, 58, hat mit deutlichen Worten ihre ARD-Kollegen in der "Tagesschau" kritisiert. In einem Gastbeitrag f\u00fcr die "J\u00fcdische Allgemeine" schrieb sie, dass die Verantwortlichen der Hauptnachrichtensendungen der ARD "taub auf allen Ohren" gewesen seien, als sie \u00fcber den mutma\u00dflichen israelischen Angriff auf ein Krankenhaus in Gaza berichteten.<\/p>\n
Sie k\u00f6nne in diesem Zusammenhang nicht von Kollegen sprechen, obwohl sie eine gl\u00fchende Verfechterin der Notwendigkeit des \u00f6ffentlich-rechtlichen Fernsehens sei: "Wie, um alles in der Welt, kann die Redaktion der wichtigsten und bekanntesten Nachrichtensendung im deutschen Fernsehen die Propaganda von Terroristen als Quelle verwenden? Wie, um alles in der Welt, kann \u00fcberhaupt jemand auch nur einen Buchstaben aus dem Mund einer bestialischen Terrororganisation als bare M\u00fcnze nehmen?"<\/p>\n
Ihrer Meinung nach habe es bereits zum Zeitpunkt der Ausstrahlung von "Tagesschau" und "Tagesthemen" Stimmen von Experten, Geheimdiensten und unabh\u00e4ngigen Quellen gegeben, die die Behauptungen der Hamas infrage gestellt h\u00e4tten. "Ich unterstelle niemandem b\u00f6se Absichten. Ich unterstelle auch niemandem Naivit\u00e4t", so Kiewel. Sie erwarte, dass bei der ARD die "Cr\u00e8me de la Cr\u00e8me der politischen Journalisten" arbeite. Und wenn dem so sei, sollten die sich hinter die Ohren schreiben: "Terroristen, Schl\u00e4chter, M\u00f6rder, Bestien, Geiselnehmer sind keine Quellen. Niemals!" Das sei auch keine Bitte, sondern eine Haltung, ein Credo: "Genau darum geht es jetzt."<\/p>\n
Nach einer Explosion im al-Ahli-Arab-Krankenhaus gaben die unter Hamas-Kontrolle stehenden Beh\u00f6rden in Gaza zun\u00e4chst bekannt, dass ein israelischer Luftangriff die Klinik getroffen habe und es zu Hunderten Toten gekommen sei. Schnell wurden Zweifel laut. Sowohl Israel als auch unabh\u00e4ngige Beobachter gehen allerdings davon aus, dass wahrscheinlich eine fehlgeleitete Rakete, die vom Gaza-Streifen Richtung Israel abgefeuert wurde, auf einem Parkplatz vor der Klinik einschlug. Demnach soll es dort auch weniger Opfer gegeben haben, als zun\u00e4chst berichtet wurde.<\/p>\n
Andrea Kiewel verlagerte vor vielen Jahren ihren Lebensmittelpunkt nach Tel-Aviv. Sie ist j\u00fcdischen Glaubens und seit vielen Jahren mit einem Israeli liiert. \u00dcber ihre aktuelle private Situation schreibt sie in ihrem Beitrag: "Ich habe aufgeh\u00f6rt, die Raketenangriffe zu z\u00e4hlen. Ich renne in den Schutzraum, dr\u00fccke auf das Mikrofon meines Handys und sende meiner Familie den Ton der Sirene." Sie wolle, dass ihre Liebten wissen, was passiere, wenn etwas passieren sollte.<\/p>\n
Dort bete sie und singe: "Meine Stimme im kleinen Bunker ohne T\u00fcr soll lauter sein als der Alarm. Ich will mutig sein. Tapfer. Und bin es nicht. Tr\u00e4nen. Tr\u00e4nen." Vor zwei Wochen, also vor dem Massaker der Hamas an israelischen Zivilisten mit mindestens 1.400 Todesopfern, 4.100 Verletzten und mehr als 200 von der Hamas verschleppten Personen, sei ihr letzter gl\u00fccklicher Tag gewesen.<\/p>\n