{"id":296590,"date":"2023-10-18T12:39:32","date_gmt":"2023-10-18T12:39:32","guid":{"rendered":"https:\/\/promistarsnews.com\/?p=296590"},"modified":"2023-10-18T12:39:32","modified_gmt":"2023-10-18T12:39:32","slug":"er-vermisst-seinen-vater-jeden-tag","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/promistarsnews.com\/stars\/er-vermisst-seinen-vater-jeden-tag\/","title":{"rendered":"Er vermisst seinen Vater jeden Tag"},"content":{"rendered":"
Mit "19.521 Schritte. Vom Gl\u00fcck der unerwarteten Begegnung" ver\u00f6ffentlicht Guido Maria Kretschmer, 58, am 18. Oktober sein bisher wohl pers\u00f6nlichstes Buch. Ein Buch, das er seinen Eltern gewidmet hat. "Ich habe es geschrieben, als mein Vater noch gelebt hat", erkl\u00e4rt der beliebte Modedesigner im Interview mit spot on news. "Es hat ihm so gut gefallen." Kretschmers Vater verstarb im August im Alter von 87 Jahren. Seine Mutter leidet an Demenz, wie der Designer im Buch erstmals zur Sprache bringt.<\/p>\n
Als Rahmenhandlung dient ein Sp\u00e4tsommertag in Berlin, an dem Kretschmer unterschiedlichen Menschen begegnet, die ihn zum Teil tief in ihre Seele blicken lassen. "Sobald ich auf Menschen treffe, erz\u00e4hlen sie mir viele, viele private Geschichten. Das ist ein Teil von mir und meinem Alltag", erkl\u00e4rt der Designer und verr\u00e4t, dass ohne seine gro\u00dfe Liebe Frank Mutters, 68, das Buch wahrscheinlich nicht zustande gekommen w\u00e4re.<\/p>\n
Guido Maria Kretschmer: Zum einen ist es, glaube ich, in meiner DNA angelegt, dass ich offen bin f\u00fcr Menschen und Situationen, nicht unbedingt bewerte und es nehme, wie es kommt. Au\u00dferdem habe ich gro\u00dfes Interesse an Menschen und das sp\u00fcren sie nat\u00fcrlich auch. Viele haben durch meine mediale Pr\u00e4senz das Gef\u00fchl, mich zu erkennen, sodass es ihnen vielleicht leichter f\u00e4llt, mich anzusprechen und die Barriere, die normalerweise zwischen fremden Menschen steht, zu durchbrechen. Bei mir ist jeder gut aufgehoben und oftmals werden Fremde schnell zu Freunden.<\/p>\n
Kretschmer: Eigentlich alle, die ich an diesem Tag erlebt habe. Besonders im Ged\u00e4chtnis geblieben ist mir aber vor allem das gro\u00dfe Vertrauen der Menschen, die mir begegnet sind und diese extreme menschliche N\u00e4he und Freundlichkeit, die ich gesp\u00fcrt habe.<\/p>\n
Kretschmer: Frank hat gesagt: Du bist mein Menschenf\u00e4nger und das ist eine so sch\u00f6ne Geschichte, die du nicht vergessen darfst und unbedingt aufschreiben musst. Somit war es irgendwie schon die Geburtsstunde, da ich urspr\u00fcnglich ja gar nicht geplant hatte, ein Buch dar\u00fcber zu schreiben.<\/p>\n
Kretschmer: Ich glaube, das Geheimnis ist, dass ich immer ein bisschen mehr Fan von ihm bin als von mir. Das ist eine gute Grundvoraussetzung und w\u00fcrde ich auch vielen Leuten so empfehlen – dass man sich ein bisschen mehr begeistert f\u00fcr das, was das Gegen\u00fcber macht. Dadurch ist man irgendwie frei und w\u00e4chst auf eine gute Art zusammen.<\/p>\n
Kretschmer: Da ich generell ein relativ transparenter Mensch bin, auch in der \u00d6ffentlichkeit, ist es mir nicht wirklich schwergefallen und hat irgendwie auch Sinn gemacht, diese Geschichte so pers\u00f6nlich zu erz\u00e4hlen. Ich habe schon beim Schreiben der ersten Seite sehr schnell gemerkt, dass es nur so geht. Das Private und Pers\u00f6nliche l\u00e4sst sich ja nicht von meinem Leben trennen, das w\u00e4re dann auch nicht authentisch. Ich habe alles so geschrieben, wie es war und hatte nicht eine Sekunde das Gef\u00fchl, dass ich irgendetwas preisgebe, was nicht menschlich genug w\u00e4re, es zu teilen. Das Buch zeigt deshalb auch sehr gut, wer ich bin und woher ich komme.<\/p>\n
Kretschmer: Oh ja, ich habe ihm vorher das Buch vorgelesen. Es war sehr sch\u00f6n, weil er w\u00e4hrenddessen meine Hand gestreichelt hat und es ihm so gut gefallen hat. Ich habe das Buch geschrieben, als er noch gelebt hat, er ist ein gro\u00dfer Teil dessen und ich bin sehr dankbar, dass ich ihn noch daran teilhaben lassen konnte.<\/p>\n
Kretschmer: Es f\u00e4llt mir sehr schwer, weil ich zu meinem Vater ein perfektes Telefon-Verh\u00e4ltnis hatte. Es f\u00e4llt mir schwer, mich nicht mehr jeden Tag mit ihm austauschen zu k\u00f6nnen und von verschiedenen Erlebnissen meines Tages zu erz\u00e4hlen. Ich konnte immer seine Nummer w\u00e4hlen, wir hatten feste Zeiten, zu denen wir gesprochen haben – jeden Tag passiert es mir, dass ich denke "ach, jetzt rufe ich Papa schnell an" und dann realisiere, dass es nicht mehr m\u00f6glich ist. Aber so ist das Leben und ich erinnere mich an die vielen sch\u00f6nen gemeinsamen Momente und all das, was mein Vater mir mitgegeben hat. Umso wertvoller ist es, dass er ein Teil dieses f\u00fcr mich so wichtigen Buches ist.<\/p>\n
Kretschmer: Er hat mir beigebracht, dass alles m\u00f6glich ist in diesem Leben, dass man immer mit allem rechnen muss und nicht erschrocken sein sollte \u00fcber das, was manche Menschen eben auch immer wieder zum Besten geben. Und dass man nicht ersch\u00fcttert ist, von dem, was man nicht erwartet. Au\u00dferdem, dass man immer anst\u00e4ndig durchs Leben gehen und sein eigenes Regulativ ist. Mein Vater hat oft Adenauer zitiert, indem er sagte: Nehmen Sie die Menschen wie sie sind, andere gibt's nicht. Das ist ein sehr weiser Spruch, den ich mir oft zu Herzen nehme und verinnerlicht habe.<\/p>\n
Kretschmer: Das ist eine sch\u00f6ne Idee (lacht). Ich habe \u00fcber diesen einen Tag geschrieben, an dem ich wirklich viel erlebt habe, aber denke nicht, dass es reproduzierbar ist und diese Begegnungen sind nat\u00fcrlich Teil meines allt\u00e4glichen Lebens – daf\u00fcr muss ich mir nicht extra freinehmen. Sobald ich auf Menschen treffe, erz\u00e4hlen sie mir viele, viele private Geschichten. Das ist ein Teil von mir und meinem Alltag. Dar\u00fcber k\u00f6nnte man sicher noch f\u00fcnf weitere B\u00fccher schreiben (lacht).<\/p>\n
Kretschmer: Dar\u00fcber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Vielleicht wird es passieren. Ich bin offen f\u00fcr alles und kann jedem nur sagen: Wer wagt, wird belohnt (lacht).<\/p>\n
Kretschmer: Ich kann mich sehr gut umarmen lassen und N\u00e4he, auch k\u00f6rperliche, zu Menschen aufbauen. Was ich allerdings gar nicht mag, ist, wenn man mich im Nacken anfasst. Da bin ich sehr empfindlich. Mich hat einmal eine Frau gefragt, ob sie mal an meinem Nacken lecken k\u00f6nnte, weil sie das bei ihrem Mann so gerne macht. Da habe ich dankend abgelehnt (lacht).<\/p>\n