Grillen, Heuschrecken, Ameisen: Im Cirque du Soleil ist das gro\u00dfen Krabbeln ausgebrochen. Die Show „OVO“, die am Donnerstag Berliner Premiere feierte und im Februar nach Wien kommt, bietet aber auch Akrobatik und clowneske Unterhaltung. 52 Artisten in Insektenkost\u00fcmen tummeln sich auf der B\u00fchne, angef\u00fchrt vom K\u00e4fer Master Flipo, gespielt vom geb\u00fcrtigen Klagenfurter Gerald Regitschnig. „Das St\u00fcck ist wie ein Kinderbuch, das man aufschl\u00e4gt, und es f\u00e4ngt an zu leben“, sagt er.<\/p>\n
„OVO“, die 25. Produktion des Cirque du Soleil, wurde 2009 anl\u00e4sslich des 25-Jahr-Jubil\u00e4ums des Entertainmentunternehmens in Montreal uraufgef\u00fchrt. Seit damals gastierte die Show in mehr als 30 St\u00e4dten in sechs L\u00e4ndern. Nach \u00d6sterreich kommt der Tross von 100 Leuten aus 25 Nation damit zum ersten Mal – mit 23 Trucks und Artisten, unter denen sich „Weltmeister und Olympioniken befinden“, wie Janie Mallet, Sprecherin des Zirkus‘, bei einem Backstage-Rundgang betonte. Als „aufbauende, familienfreundliche Show“ sei diese ausgerichtet.<\/p>\n
Es beginnt mit einem \u00fcbergro\u00dfen Ei in der Manege, Ovo hei\u00dft schlie\u00dflich Ei auf Portugiesisch. Mit Get\u00f6se „zerbricht“ dieses und gibt den Blick frei in eine knallfarbene Insektenwelt. K\u00e4fer zeigen Akrobatik an drei Masten, ein Gl\u00fchw\u00fcrmchen jongliert sogenannte Diabolos per Schnur meterhoch und f\u00e4ngt sie – auch um die eigene Achse wirbelnd – sicher auf, ein Kokon entfaltet sich an einem „Faden“ in luftiger H\u00f6he zum Schmetterling und eine Spinnen-Kontorsionistin verrenkt die Glieder auf einem Mega-Ei balancierend. Das 14 mal zehn Meter gro\u00dfe B\u00fchnenbild stellt ein Habitat dar und dient einer Schar Heuschrecken bei der gro\u00dfen Schlussnummer als Sprungbrett f\u00fcr waghalsige, raffiniert choreografierte Trampolinaction.<\/p>\n
„OVO“ ist trotzdem nicht so spektakul\u00e4r wie „Luzia“ mit dem Indoor-Wasserfall, mit dem der Cirque du Soleil zuletzt mit Zelt in Wien zu Besuch war. Aber die Hallenshow wartet mit immerhin 800 Kost\u00fcmteilen pro Auftritt und zwischen Gewimmel mit stimmungsvollen Momenten auf: Wenn etwa Nebel aufsteigt und Insekten sich darin wie beim Ballet bewegen oder zu sanfter Musik ein P\u00e4rchen an Seilen tanzt und abhebt. Und es gibt drei schrille Figuren, eine Marienk\u00e4ferdame, einen Fliegenmann und eben Master Flipo, die durch die Inszenierung f\u00fchren. Sie sprechen Insektensprache und sollen in Clownmanier f\u00fcr Lachen sorgen.<\/p>\n
F\u00fcr Regitschnig ist diese Aufgabe eine Berufung: In der Schweiz, wo er nach der \u00dcbersiedlung aus \u00d6sterreich seine Kindheit verbrachte, bewunderte er die Clowns im Zirkus Knie. „Da habe ich meiner Mutter gesagt, dass ich einer werden will. Die meinte nur: Ja, ja, das wird schon“, lachte der 57-J\u00e4hrige vor Journalisten hinter der B\u00fchne. „Aber ich verfolgte meinen Traum.“ Dieser kam in Erf\u00fcllung, als Regitschnig als Einlassclown bei eben jenem Zirkus Knie anheuerte. 1992 holte ihn der Cirque du Soleil nach Las Vegas, seit 2017 macht er Sp\u00e4\u00dfe bei „OVO“. „Ich bin quasi der Vater der Insektenkolonie. Ich kontrolliere ein bisschen die verr\u00fcckten Tiere. Es gibt auch eine Liebesgeschichte“, schmunzelte der Berufsclown.<\/p>\n
Eine k\u00f6rperlich viel intensivere Rolle hat Svetlana Delous aus Vancouver (35). Die ehemalige T\u00e4nzerin turnt als Spinne an der Habitatwand und h\u00e4ngt mit dem Kopf nach unten an Seident\u00fcchern. „Es wurden Artisten gesucht, die sich gut bewegen und verbiegen, aber auch klettern k\u00f6nnen – und stark sind wie Zirkusakrobaten. Perfekt f\u00fcr mich“, erz\u00e4hlte sie im Gespr\u00e4ch mit der APA. Bei ihren Eins\u00e4tzen gelte h\u00f6chste Konzentration: „Oft habe ich nur die Zehenspitzen oder eine Hand, um mich festzuhalten. Noch dazu muss ich mich extrem schnell bewegen. Da darf ich an nichts anderes denken als an den n\u00e4chsten Schritt.“<\/p>\n
Alle Kost\u00fcme sind handgefertigt und ma\u00dfgeschneidert. Vier Spezialistinnen halten in einer Art Werkstatt die Teile in Schuss. Dort lagern etwa „weibliche Ameisenaugenbrauen“ oder „Spinnen-Wangen“ als Ersatz, wie auf Beh\u00e4ltern vermerkt. Vor der Berlin-Premiere brauchte es ganze 46 Waschg\u00e4nge, um die Outfits der Artisten zu reinigen.<\/p>\n
Sieben Auff\u00fchrungen von „OVO“ gibt es vom 1. bis 4. Februar in Wien. Auf die R\u00fcckkehr nach \u00d6sterreich freut sich Flipo alias Regitschnig. Er wei\u00df aber auch: „Wien ist ein sehr verw\u00f6hntes Publikum. Die sehen dort viele Shows. Da muss man sich schon anstrengen.“<\/p>\n
(S E R V I C E – Cirque du Soleil: „OVO“, sieben Shows vom 1.2. bis 4.2.2024 in der Wiener Stadthalle D, Karten: , )<\/p>\n
(APA)<\/p>\n