Eine Riege gro\u00dfartiger S\u00e4nger und S\u00e4ngerinnen hat am Donnerstagabend Richard Wagners „G\u00f6tterd\u00e4mmerung“ – den Schlussteil von „Der Ring des Nibelungen“ – zum frenetisch gefeierten Saisonauftakt am Stadttheater Klagenfurt gemacht. F\u00fcr Intendant Aron Stiehl ist das noch nicht das Ende. Nach „Walk\u00fcre“, „Siegfried“ und „G\u00f6tterd\u00e4mmerung“ wird n\u00e4chstes Jahr „Rheingold“, der Beginn von Richard Wagners Tetralogie, folgen.<\/p>\n
Leitmotive wie in der Musik ziehen sich auch im B\u00fchnenbild (Okarina Peter\/Timo Dentler) durch die bisher drei Inszenierungen. Eine zerbrochene Seilbahnst\u00fctze samt abgest\u00fcrzter Gondel zeigt: Die Verbindung zur G\u00f6tterwelt ist gekappt, die Welt liegt in Tr\u00fcmmern.<\/p>\n
Im mythologischen Reich der Nibelungen ist in der „G\u00f6tterd\u00e4mmerung“ der Schicksalsfaden der Nornen gerissen, das Unheil nimmt seinen Lauf. Hagens Gier nach der Macht und dem Ring der Rheint\u00f6chter, den inzwischen Siegfried und Br\u00fcnnhilde besitzen, st\u00fcrzt alle ins Verderben. Eine Zaubertrankintrige l\u00e4sst Siegfried seine Liebe zu Br\u00fcnnhilde vergessen und eine erotische Beziehung zu Gutrune beginnen. Die verratene Br\u00fcnnhilde sinnt auf Rache. Auf ihren Tipp hin t\u00f6tet der B\u00f6sewicht Hagen schlie\u00dflich den leichtgl\u00e4ubigen Siegfried, bevor er selbst mit dem Ring von den Rheint\u00f6chtern ins Wasser gezogen wird.<\/p>\n
Das B\u00fchnenfeuer lodert auf kleiner Flamme, als Br\u00fcnnhilde dem Geliebten in den Tod folgt. Die Szene k\u00f6nnte drastischer umgesetzt werden, angesichts der beklemmenden Parallelen zur Realit\u00e4t, die uns t\u00e4glich mit Bildern von Flut- und Brandkatastrophen \u00fcberschwemmt. Regisseur Aron Stiehl bebildert das apokalyptische Szenario konventionell, gelegentlich mit humorvollen Details, mehr auf die emotionalen Verwerfungen zwischen den Figuren konzentriert als auf die politische Dimension des St\u00fcckes. Am Ende flanieren Menschen im Alltagskleidung mit Gl\u00e4sern in den H\u00e4nden \u00fcber die B\u00fchne, betrachten wie bei einer Vernissage die Bilder der Zerst\u00f6rung. Als ein junges, hoffnungsgr\u00fcn gewandetes P\u00e4rchen im Schlussbild erscheint, mag man das ein wenig platt finden. Doch die Botschaft ist klar: Die Welt kann \u00fcberleben.<\/p>\n
Vollends \u00fcberzeugte hingegen die musikalische Umsetzung der mehr als f\u00fcnf Stunden langen Oper. Durch das K\u00e4rntner Sinfonieorchester unter Nicholas Milton fand der Weltenbrand im Orchestergraben statt: Es spielte brillant, baute Spannung auf, ziselierte feine emotionale Momente. S\u00e4ngerische Glanzlichter setzte das durchgehend textverst\u00e4ndliche Darstellerensemble, allen voran Katherine Broderick als liebende, rachs\u00fcchtige Br\u00fcnnhilde, eine k\u00f6rperlich kleine Walk\u00fcre mit gro\u00dfer, kraftvoller Stimme. Vokal und spielerisch beeindruckend ist James Kee als Siegfried, bedrohlich d\u00fcster und ausdrucksstark Sami Luttinen als Hagen. In ihren Rollen \u00fcberzeugten auch Marian Pop (Gunther), Clara Nadeshdin (Gutrune) und Veronika D\u00fcnser (Waltraute). Die stimmig choreografierten Szenen mit den quirligen Rheint\u00f6chtern und dem spielfreudigen und stimmgewaltigen Chor unter G\u00fcnter Wallner z\u00e4hlen zu den szenisch effektvollsten einer insgesamt sehr kulinarischen, bildreichen Produktion, die vom Publikum minutenlang gefeiert wurde.<\/p>\n
(S E R V I C E – „G\u00f6tterd\u00e4mmerung“ von Richard Wagner im Stadttheater Klagenfurt, Theaterplatz 4, 9020 Klagenfurt. Musikalische Leitung: Nicholas Milton, Regie: Aron Stiehl, B\u00fchne\/Kost\u00fcme: Okarina Peter und Timo Dentler. Mit James Kee – Siegfried, Katherine Broderick – Br\u00fcnnhilde, Veronika D\u00fcnser – Erste Norn\/Waltraute, Sami Luttinen – Hagen, Marian Pop – Gunther, Clara Nadeshdin – Dritte Norn\/Gutrune. Weitere Vorstellungen am 24., 27. und 30. September sowie am 3., 6., 13., 19., 22. und 25. Oktober 2021. )<\/p>\n
(APA)<\/p>\n