„Also sprach Zarathustra“ mag nicht das originellste Intro f\u00fcr eine Rockshow und der Fun-Punk aus der Zeit rund ums Millennium etwas in die Jahre gekommen sein. Aber beides „funktioniert“ noch immer, zumindest war das beim umjubelten Gastspiel von Blink-182 am Mittwoch in der zum Bersten gef\u00fcllten Wiener Stadthalle der Fall. Das Trio ist nach knapp zehn Jahren erstmals wieder in klassischer Besetzung unterwegs. Der Gruppe macht das sp\u00fcrbar Spa\u00df, dem Publikum auch.<\/p>\n
In der Bundeshauptstadt lie\u00dfen es die Amerikaner zuletzt vor einer gef\u00fchlten Ewigkeit, n\u00e4mlich 1999 in der Sommerarena, krachen (nach dem Wien-Deb\u00fct 1997). Es folgten Auftritte im Rahmen von Festivals, etwa beim Nova Rock 2017 in Nickelsdorf mit Matt Skiba statt des zwischenzeitlich ausgestiegenen Tom DeLonge am (zweiten) Mikro und an der Gitarre – der Funke wollte damals nicht auf das Publikum \u00fcberspringen. Ganz anders gestern Abend: Die Begeisterung f\u00fcr die rasante Reise durch die rund 30-j\u00e4hrige Bandgeschichte war gro\u00df, jeder Song wurde gefeiert.<\/p>\n
Dabei hing der Europateil der Tournee kurzfristig am seidenen Faden. Die Band sagte drei Konzerte ab, nachdem Schlagzeuger Travis Barker aufgrund eines famili\u00e4ren Notfalls in die USA zur\u00fcckreiste. Seine schwangere Ehefrau musste sich einer Notoperation unterziehen. Alles lief gut, in Antwerpen wurde die Tour schlie\u00dflich fortgesetzt. Man darf die Energie, mit der die Musiker durch das Programm fegten, angesichts der vielen R\u00fcckschl\u00e4ge (u.a. zwischenzeitliche Aufl\u00f6sung, Flugzeugabsturz von Barker, Krebserkrankung von Bassist Mark Hoppus) bewundern.<\/p>\n
Gleich bei den ersten Songs „Anthem Part Two“, „The Rock Show“ und „Family Reunion“ ging die Party ab. Genau darum geht es bei Blink-182: feiern, gr\u00f6len, springen, Bierdusche und Crowdsurfing – Gehirnakrobatik bitte au\u00dfen vor lassen! Zu viel stilistische Abwechslung braucht es daf\u00fcr nicht, untermalt mit Laser, Rauch, Flammen, einem fliegenden Truck und einem abhebenden Drumkit st\u00f6rte das \u00fcberhaupt nicht die gute Unterhaltung. Drei Akkorde (und ein paar Bier) reichen oft f\u00fcr die Gl\u00fcckseligkeit! Dass Blink-182 auch anders k\u00f6nnen, demonstrierten sie zwischendurch mit kurzen Soli oder Jams. Es k\u00fcmmerte niemanden, dass die beiden Frontm\u00e4nner anfangs ein paar Mal danebengriffen.<\/p>\n
F\u00fcr 20. Oktober haben Blink-182 ein neues Album mit dem passenden Titel „One More Time …“ angek\u00fcndigt. Es ist die erste gemeinsame Studioarbeit von Hoppus, DeLonge und Barker seit 2011 („Neighborhoods“). Als Kostprobe war in Wien die Single „Edging“ zu h\u00f6ren, ebenso zwei Songs vom Longplayer „California“ (2016), das ohne DeLonge eingespielt worden war. Er scheint da keine Ber\u00fchrungs\u00e4ngste zu haben. Auch nicht vor billigen Peniswitzen und sonstigen pubert\u00e4ren Wortmeldungen aus unterster Schublade, die selbst so mancher Ballermann-Combo peinlich w\u00e4ren.<\/p>\n
Letztendlich bretterte das Trio im Geschwindigkeitsrausch durch rund 90 Minuten. Zum Finale bohrte sich der \u00dcber-Gassenhauer „All The Small Things“ in die Geh\u00f6rg\u00e4nge der 14.500 Besucherinnen und Besucher und wird diese in den n\u00e4chsten Tagen nicht wieder verlassen. „Viel besser als die Beatles“, rief Hoppus. Wenigstens der Witz war gut. Aber ja, die Reunion ist zumindest live gegl\u00fcckt.<\/p>\n
(S E R V I C E – )<\/p>\n
(APA)<\/p>\n