Im Altmannisaal von Stift G\u00f6ttweig hat Bernd Bienerts „Teatro Barocco“ Einzug gehalten: „Antonio e Cleopatra“, ein 1725 in Neapel uraufgef\u00fchrtes Jugendwerk von Johann Adolph Hasse, erlebte am Samstagabend seine Premiere und wurde vom Publikum freundlich aufgenommen. Eine ambivalente Angelegenheit.<\/p>\n
Bei der Urauff\u00fchrung sang die Altistin Vittoria Tesi den Antonius als Hosenrolle, der legend\u00e4re Kastrat Farinelli gab die \u00e4gyptische K\u00f6nigin Kleopatra. Diese historische Konstellation hat Bienert insofern aufgegriffen, als er Antonius mit der rum\u00e4nischen Mezzosopranistin Alina Dragnea besetzt.\u00a0Katharina Adamcyk (Sopran) singt die anspruchsvolle Rolle der Kleopatra. Ein wackeres Originalklangensemble wird von Davide Mariano geleitet.<\/p>\n
Ein Zweipersonenst\u00fcck also, peripher erg\u00e4nzt durch eine T\u00e4nzerin (Maria M\u00fchlbauer), im Grunde eine Abfolge von virtuosen Arien und einem finalen Duett. Die Bezeichnung „Oper“ darf diesbez\u00fcglich hinterfragt werden, denn Hasse selbst bezeichnete sein Opus bescheiden als „Serenata in due parti“.\u00a0<\/p>\n
Wie auch immer, bei Bienert liegt der Schwerpunkt ohnehin in einer retrospektiven \u00c4sthetik, von deren Authentizit\u00e4t er \u00fcberzeugt ist.\u00a0Das beginnt beim B\u00fchnenbild des 18. Jahrhunderts, das er in Tirol entdeckt hat, und reicht bis zum Kost\u00fcm der Cleopatra, das nach Originalskizzen aus der Zeit Marie Antoinettes und in monatelanger Handarbeit nach alten Vorlagen angefertigt wurde. Viel an Recherche und Wissen steckt in Bienerts Produktionen, das steht au\u00dfer Zweifel.<\/p>\n
Der Rest ist Glaubenssache. Denn die Inszenierung ersch\u00f6pft sich in Posen einer k\u00f6rpersprachlichen Rhetorik, die Gef\u00fchlsausdruck durch manieristisch anmutende Geb\u00e4rdengestik ersetzt. Das findet durchaus auch Gefallen. Im 178-seitigen Hochglanz-Programmheft, das um 20 Euro erh\u00e4ltlich ist, wird sogar Christa Ludwig mit Lobesworten zitiert. Die Frage, ob diese Auff\u00fchrungspraxis zeitgem\u00e4\u00dfem Theaterverst\u00e4ndnis entspricht, mag dennoch offen bleiben.<\/p>\n
(S E R V I C E – Stift G\u00f6ttweig: Teatro Barocco, Johann Adolph Hasse, „Antonio e Cleopatra“. Regie, B\u00fchnenbild und Kost\u00fcme: Bernd Bienert. Musikalische Leitung: Davide Mariano. Mit\u00a0Katharina Adamcyk, Alina Dragnea, Maria M\u00fchlbauer. Vorstellungen bis 7. Oktober, Tickets und Information: )<\/p>\n
(APA)<\/p>\n