Peter Maffay: Rock'n'Roll mit viel Gefühl und Erfolg – auch privat
Tutzing. Ein kleines idyllisches Städtchen in Oberbayern, direkt am Starnberger See. Unter den knapp 10000 Einwohnern: Deutschlands bekanntester Rockmusiker, Peter Maffay, 69.
Es ist 8.20 Uhr. Der Morgentau glitzert auf dem Gras vor seinem Firmenanwesen. Hier betreibt der Sänger sein Tonstudio Red Rooster sowie die Büros der Peter Maffay Stiftung und der Tabaluga Enterprises. Ein freundlicher Mitarbeiter führt GALA direkt in das Büro des Chefs, vorbei an unzähligen goldenen Platten, Plakaten und Auszeichnungen.
Zwei Minuten später kommt Peter Maffay durch die Tür. „Guten Morgen! Haben Sie schon gefrühstückt, sollen wir etwas besorgen?“, fragt er fit und fürsorglich.
Peter Maffay startet gerne früh in den Tag
Mit zwei Tassen Kaffee nehmen wir an einem großen Tisch Platz. Um uns herum Echos und Bambis, an der Wand ein übergroßes Porträt von Keith Richards. Ursprünglich hatte Maffay das Interview sogar schon um 8 Uhr starten wollen – ungewöhnlich für einen Rockmusiker. Ist er etwa immer so früh auf den Beinen?
„Mein Wecker klingelt morgens gegen sechs, wenn alle anderen noch schlafen“, erzählt er. „Ich drehe dann meine Runden mit dem Fahrrad, hole mir beim Bäcker ein Croissant, schlürfe meinen Kaffee unten am See und gehe in Gedanken den Tag durch.“
Seine Agenda ist voll: Am Freitag feiert er nicht nur seinen 70. Geburtstag, sondern begeht auch sein 50-jähriges Bühnenjubiläum. Außerdem veröffentlicht er ein neues Studioalbum, welches er „Jetzt“ getauft hat. Genau jetzt sei nämlich Volldampf angesagt, sagt der Rocker, dann lächelt er zufrieden und sanftmütig.
„Wir haben eine sehr schöne Beziehung“
Was bewegt ihn am meisten, angesichts dieses neuen Lebensabschnitts? „Es gibt unterschiedliche Formen von Gänsehautmomenten, die in völlig unvorhergesehenen Momenten auftreten können“, so der Musiker. „Meine kleine Tochter jedenfalls ist in der Lage, blitzschnell solche Momente auszulösen.“
Im November wurde Peter Maffay noch einmal Vater. Mutter ist seine Lebensgefährtin Hendrikje Balsmeyer, 32. Für die Lehrerin verließ er 2015 nach 12 gemeinsamen Jahren seine vierte Frau Tania Spengler, 43. Aus dieser Ehe stammt Sohn Yaris, 16, der übrigens genauso ungestüm in die Saiten greife wie der Papa, so Maffay.
Peter Maffay, Hendrikje Balsmeyer
Peter Maffay, Hendrikje Balsmeyer
Hendrikje ist 38 Jahre jünger als er. Dass darüber geredet wird, weiß der Musiker: „Wir haben eine sehr schöne Beziehung. Wir haben ein Kind. Mich interessiert die Kleinkariertheit um mich herum überhaupt nicht.“ Er nehme sich das Recht, seine Entscheidung so zu treffen, wie er und Hendrikje es für richtig halten.
Anouk ist für ihn ein Neuanfang
Von seiner Tochter schwärmt er: „Anouk ist sehr lebendig, es ist wahnsinnig schön mit ihr. Dieses kleine Wesen bestimmt gerade komplett den Tag und die Abläufe, sie hat richtig Macht über uns.“ Kürzlich postete Maffay ein Foto auf Instagram, auf dem er den Kinderwagen schiebt.
„Natürlich ist das ein kompletter Neuanfang“, gibt er zu. „Mein Sohn Yaris ist ja schon 16, da hat man vieles schon wieder vergessen. Kinder verändern die Perspektive auf viele Dinge.“ Das habe auch Einfluss auf seine Musik, auf die Songs des neuen Albums.
Der wahre Rock‘n‘Roll!
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„Das ist wie in einem Boxkampf, da bekommst du auch Gegenwind zu spüren“
Zur Zeit steht Maffay mit seiner Band täglich im Proberaum. Von 11 Uhr mittags bis Mitternacht wird gespielt. „Wollen wir rübergehen? Ich zeige Ihnen gerne mal, wo ich meistens zu finden bin“, sagt Maffay.
Zum Nachbarhaus sind es nur ein paar Schritte. Angefangen Musik zu machen hat der gebürtige Rumäne mit 14, schon damals spielte er in einer Band. Mit 18 entließ er sich selbst aus der Schule. Der erste Ruhm kam mit dem Schlager, der Song „Du“ wurde zur Hymne und machte den Sänger zum Millionär. Heute wird Maffays Vermögen auf rund 17 Millionen Euro geschätzt.
Einen Knacks bekam seine Karriere, als er 1982 in mehreren deutschen Städten im Vorprogramm der Rolling Stones auftrat. Dass er immer noch Schlager spielte, gefiel den Stones-Fans nicht, sie schmissen mit Tomaten nach ihm – und trafen. „Das mit den Stones hat ordentlich wehgetan und auch Narben hinterlassen“, sagt er. „Das ist wie in einem Boxkampf, da bekommst du auch Gegenwind zu spüren.“
Erst später erkannte Maffay: So bitter diese Tiefschläge auch waren, für sein Leben konnte er wichtige Lehren aus ihnen ziehen. Seitdem gehen bei ihm rechtzeitig Warnlampen an, sagt er. „Sie signalisieren mir: Übernimm dich nicht! Überlege Situationen bedachter! Bleib bei dir!“
Rock’n’Roll-Star mit Ordnungsfimmel
Auf der Küchentheke direkt am Eingang des Tonstudios liegen frische Brötchen und eine Schale mit Studentenfutter. Erste Akkorde klingen durchs Haus. Im Proberaum: ein Schlagzeug, Keyboards, Mischpulte, unzählige Kabel. Der Tontechniker hat die Ansteck-Mikrofone akkurat auf seinem Tisch deponiert.
Überall ist es sehr ordentlich, genau wie vorhin in Maffays Büro. „Ich hasse Unordnung. Ich bin ja auch eine Jungfrau“, sagt er. Früher sei das ganz anders gewesen, alles habe immer und überall rumgelegen. „Das hat sich dann irgendwann geändert. Ich muss wissen, wo ich was finde, sonst verbringe ich den Tag nur mit der Suche nach Lesebrille und Schlüsseln.“
Peter Maffay zeigt GALA seine Gitarre. Wie viel sie ihm bedeutet, spürt man sofort. Von Musik leben zu können, sei ein großes Glück, sagt er. Er kenne kaum einen anderen Beruf, in dem man seine Emotionen so sehr ausleben könne. „Ich muss mich nicht kontrollieren, so wie wahrscheinlich in technischen Berufen oder in der Medizin. Und wenn du mit diesen Emotionen die Menschen da draußen erreichst, dann ist das ein verdammt gutes Gefühl“, so Peter Maffay. Seine Augen glänzen.
Das steckt hinter 50 Jahren Erfolg
50 Jahre Karriere – was ist sein Geheimnis? „Der Kern der Band existiert ja schon seit Jahrzehnten. Sie ist wie eine Mauer, an der man sich anlehnen kann. Wir haben dieselben Ziele, dieselbe Energie, daraus erwachsen Homogenität und Kontinuität“, so Maffay. Das sei es, was sie zusammenhalte. Und das mache auch den Erfolg aus. „Applaus ist absolut nichts Negatives, aber er muss richtig zustande kommen, das heißt spontan und aus dem Herzen.“
Rund 300 Tag im Jahr ist der Rocker unterwegs. Immer mit voller Kraft voraus – mit halber könne er auch gar nicht, gibt er zu. Urlaub mache er am liebsten zu Hause.
„Ich fühle mich nicht als Star, ich mag Normalität und kann hier in Tutzing wunderbar normal leben. Alles andere will und brauche ich nicht.“
Mit Vollgas in die Zukunft
Zurück im Büro, kommt Hendrikje um die Ecke. Ihr Händedruck ist fest, ihre blauen Augen leuchten. „Hallo, Schatz“, sagt Maffay. „Ich fahre die GALA-Hendrikje noch schnell zum Bahnhof, ich bin gleich zurück.“ Er steigt in seinen grauen Golf GTI, und los geht’s.
Denkt jemand wie er, der so viel aufgebaut hat mit seiner Musik, mit seinem sozialen Engagement, eigentlich an die Zukunft? „Klar sorge ich vor, und ich habe auch bereits ein Testament verfügt“, so Maffay. „Die Musikstudios, Tabaluga, die Stiftung – ich kann niemandem zumuten, sich mit unerledigten Sachen zu beschäftigen. Aber noch bin ich ja nicht weg!“ Ein Glück! Und wie war das noch? Genau jetzt ist Volldampf angesagt.
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