"Da habe ich echt scheiße gemacht": Boris Becker bei OMR so offen wie nie

Tennislegende nach Shitstorm auf der Bühne

"Da habe ich echt scheiße gemacht": Boris Becker bei OMR so offen wie nie

Boris Becker redet über Privatinsolvenz

von Vanessa Fritz und Jessica Sander

Erst Shitstorm im Netz – dann abgefeiert auf der Bühne: Der Auftritt von Boris Becker beim OMR-Festival wird für die Tennislegende zum Spiel, Satz und Sieg. Er plauderte am Mittwochabend (10. Mai) so offen wie selten und lies auch wirklich kaum ein Thema aus.

Der Anfang war holprig

Einige Stühle bleiben zwar leer, als Boris Becker die Bühne betritt. Aber die, die da sind, feiern ihr Idol immer wieder lautstark. Kaum einer, der nicht sein Handy zückt und die Erinnerung festhält.

Boris wirkt etwas angespannt. Von der gewohnten Selbstsicherheit war heute auf der Bühne des OMR zu Beginn wenig zu spüren. Die erste, eher einfache Frage zum Einstieg, wo er denn gerade herkomme, konnte die Tennislegende erst nach einige Minuten beantworten. Es fiel ihm einfach nicht ein. Gut, das könnte an seinem vollen Terminkalender liegen. Seit seinem Auszug aus dem Gefängnis ist er ja mehr als gut gebucht.

Boris: "Ja, ich bin nach Italien gezogen"

Das Gespräch auf der Digitalen Marketing Messe OMR stand unter dem Motto: „Becker. Zweiter Aufschlag.” Es ging um seine Zeit im Gefängnis, sein Leben mit Lilian und seine Pläne. So offen wie selten beantwortet er jede Frage. Auch, die nach seinem Wohnort.

Italien wurde gemunkelt und Italien ist es: „Ja, ich bin nach Italien gezogen”, bestätigt der 55-Jährige die Gerüchte. Seine Frau sei Italienerin und er habe ihr zugehört, wo sie gerne leben möchte, so Becker weiter. „Happy Wife – happy life“, sagt er und lacht. Lilian sei die Person, die auch während seiner Zeit im Gefängnis immer an seiner Seite war. Diese Wertschätzung ist zu spüren: „Ich habe jemanden, dem ich vertraue, das hatte ich lange nicht mehr. Gerade in einer Krise lernt man seine wahren Freunde kennen“, reflektiert Boris.

Deutschunterricht und Schachturniere im Gefängnis

Die Krise, von der Becker spricht, sein Gefängnisaufenthalt wegen Insolvenzbetrugs: „Ich habe meinen Preis bezahlt und gehe kraftvoll nach vorne.” Gerne erzählt er in diesem Zuge aber von seinen Schacherfolgen in der Haft: „Ich war der Beste in meinem Flügel gewesen und der Zweitbeste im Gefängnis. „Das habe ihm Respekt eingebracht, so der 55-Jährige weiter. Einige Insassen baten ihn dann sogar um Deutschunterricht: „Das hat mir das Leben leichter gemacht”, erinnert sich Boris. Denn dass er Tennisspieler war, habe niemanden interessiert und so habe er sich ein gewisses Standing erarbeitet, so Becker.

Moderatorin: "Spürst du Reue?” 

Seitdem er wieder ein freier Mann ist, läuft es beruflich hervorragend. Ob auf dem roten Teppich oder als Experte, er wird viel gebucht und ist gerne gesehen. Das ist auch wichtig, denn Schuldenfreiheit ist das Ziel: „Erstmal will ich so schnell wie möglich meine Privatinsolvenz beenden und wir sind auf einem guten Weg.” Ansonsten wolle er seine Marke wieder aufbauen.

Und dann stellt die Moderatorin die eine Frage, die sicher viele interessieren: „Spürst du Reue?”

„Wenn du nicht mit dir ins Gewissen gehst und sagst, da hab ich echt Scheiße gemacht, dann stimmt was nicht. Es ist keiner Schuld außer mir. Ich habe jetzt meine Strafe gezahlt und das ist jetzt auch gut so“, so Becker überraschend selbstkritisch. Man merkt, er ist froh an diesem Abend reden zu können: „Es sprechen immer nur Dritte über mich und das ist nicht gut, deshalb bin ich da.“ Wie es aussieht, ist Boris auf einem guten Weg und zum Schluss des Gesprächs auch selbtsicher wie eh und je. Ganz nach dem Motto des Abends: “Becker, Zweiter Aufschlag”.

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