Herbert Grönemeyer rockte Wiener Stadthalle
Am Donnerstag begeisterte Herbert Grönemeyer die 14.000 Besucher in der Wiener Stadthalle mit einer dreistündigen Show.
Bereits vor dem Beginn seines Konzerts in der Wiener Stadthalle waren die 14.000 Besucher begeistert. HerbertGrönemeyer musste keinen Ton singen, keineeinzige Taste anschlagen, um seine Fans zu begeistern. Natürlich tat eres aber dennoch – und zwar ausgiebig. Die Show im Rahmen seineraktuellen Tour war ein dreistündiger Triumphzug des Stars zum Anfassen.
Grönemeyer begeistert von Publikum in Wiener Stadthalle:
„Ihr seid leiwand!“
Grund für den Besuch ist seine aktuelle, im März erschieneneStudioplatte „Das ist alles“, die Grönemeyer im Zuge der Mitte Maigestarteten Konzertreise unter die Anhängerschaft bringt. Das istnatürlich eine Aktion, die unter die Kategorie „Eulen nach Athen tragen“fällt, gab sich das Wiener Publikum doch von Anfang an ungemeintextsicher – ganz egal, ob es sich um alte Klassiker wie das frühgebrachte „Bochum“ oder den wunderbar reduzierten Einstieg „Tau“ vomaktuellen Album handelte. Vor wie auf der Bühne schien man sich einig,dass es ein besonderer Abend werden sollte.
© APA/FLORIAN WIESER
Insofern war es wenigverwunderlich, dass dem 67-Jährigen schnell die Worte fehlten für das,was ihm entgegen gebracht wurde. „Welche Wucht!“, „Unübertroffen!“, „Ihrseid leiwand!“ entfuhr es Grönemeyer, als sich die Menge zu seinenAnweisungen im „Schulterwalzer“ wiegte (beim neuen Song „Herzhaft“),auch mal die leisen Stimmen ausgepackt wurden (Grönemeyer alsStichwortgeber für das „Sekundenglück“) oder aber die Fans „ihren“ Herberteinfach nicht entlassen wollten und den Refrain von „Zeit, dass sichwas dreht“ immer weiter und weiter in die Halle schmetterten.
Aufruf an Politik in Klimakrise zu Handeln
So war auch zu verschmerzen, dass angesichts dieser spürbaren Überwältigung die musikalischen Feinheiten und Details ziemlich unter die Räder kamen. Von einer neunköpfigen Band begleitet, gab Grönemeyer großteils den Stadionrocker und ließ nur selten den feinfühligen Poeten durchblitzen. Welch charmanter wie eigenwilliger Entertainer er ist, bewies er aber in allen Lagen. Da wurden die Tanzschritte und Bühnenposen so exaltiert wie eh und je gesetzt, gab es kreischende Selbstanfeuerungen nach jedem Jubelsturm und zwar wenige, dafür aber klug gesetzte Einführungsworte zu manchen Songs.
Von alten, weißenMännern und starken Frauen („Turmhoch“) war da ebenso die Rede wie voneiner jungen Generation, die nur schwer mit ihren Zukunftsängsten klarkommt („Oh oh oh“). „Es ist Zeit, dass wir der Politik erklären, dass esfünf vor zwölf ist – wenn nicht schon zwölf!“, spielte Grönemeyer aufdie Klimakrise an. Es müsse sich etwas ändern, „bevor die Weltüberkocht“. Das Stück selbst wurde dann mit einer Animation der Erdkugelals Streichholzkopf, der angezündet wird, illustriert. Themen wieHeimat und Migration klangen wiederum bei „Der Schlüssel“ sowie demtanzbaren „Doppelherz“ an.
Grönemeyer ließ bei Konzert in Wiener Stadthalle keine Wünsche offen
Neben Futter für den Kopf gab es aber auch reichlich Training für Stimmbänder und Tanzbeine, denn Gassenhauer ließ Grönemeyer keinen im Köcher stecken: Von „Männer“ über „Mensch“ bis zu „Flugzeuge im Bauch“ und „Demo (Letzter Tag)“ war eigentlich alles dabei, was man sich wünschen könnte. Dazu gesellte sich eine zwar effektive, aber sehr zurückgenommene Lichtshow und ebensolche Visuals. Alles war der Musik untergeordnet. Wer braucht auch schon ablenkenden Firlefanz, wenn Grönemeyer über die Bühne fegt.
Ein Konzert alskollektives Erlebnis kann kaum etwas ersetzen. „Die letzten drei Jahrewaren brutal. Es ist elementar, dass wir zusammenrücken und unsgegenseitig Mut machten“, appellierte der Sänger an seine Fans. In Wienschien man jedenfalls etwas richtig gemacht zu haben. Denn nicht nur gabes das in Österreich obligatorisch auf die Setlist rutschende „Ich habdich lieb“ zu hören, ganz am Ende wurde HerbertGrönemeyer sogar noch für das bisher auf der Tour noch nicht gespielte“Einmal nur in unserem Leben“ zurück ans Klavier geklatscht. „Unfassbar,unbegreiflich, wundervoll“ war sein Resümee. Nicht wenige werden eswohl ähnlich gesehen haben.
(APA/Red)
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